Foto: Kadir Caliskan Andreas Bayless
Was macht eigentlich Andreas Bayless?
Profile
Andreas Bayless – Popstar & Gitarrist der Söhne Mannheims
Auf dem Weg nach Heidelberg denke ich darüber nach, welche intelligenten Fragen ich meinem alten Schulfreund, Andreas Bayless, Jahrgang 1986 und Jahrgangsbester mit einem Schnitt von 1,0, stellen sollte. Schließlich treffe ich einen Mann, der in meinen Augen einen besonderen Weg gegangen ist. Schnell wird mir klar, wir fangen am besten vorne an.
Foto: Jörg Steinmetz
Andreas, wie bist Du auf das Gitarrenstudium in Los Angeles gekommen?
Ich wollte mich für das sehr gelungene Abitur belohnen und es war ein lang gehegter Traum das Guitar Institute of Technology (G.I.T.) in Los Angeles, USA zu besuchen. Amerika galt schon damals als das gelobte Land in Sachen musikalische Ausbildung. Es ist allerdings ein harter Weg gewesen. Zur Realisierung meines Traums brauchte ich Geld und natürlich eine Menge Glück. Bis zum geplanten Abflug musste ich dringend Geld verdienen gehen. Für das notwendige Studentenvisum benötigte ich zusätzlich eine Bürgschaft über 12.000 Dollar. Viel Geld zu dieser Zeit.
Hat das Arbeiten Deine Entscheidung für Amerika beeinflusst?
Natürlich positiv! Ich habe schnell festgestellt, dass ich nicht mein Leben lang in einem Unternehmen arbeiten wollte. Gleichwohl war ich sehr überrascht, wie einfach es mir gefallen ist meine Talente einzusetzen und ohne Ausbildung in kurzer Zeit voran zu kommen. Aber mein Ziel war das G.I.T. In Deutschland gab es einfach nichts in dieser Art. Hierzulande wurde maximal eine Ausbildung im Bereich Klassik oder Jazz angeboten.
Das erste, was Du in den USA gemacht hast?
Oje, ich habe mir zwei Gitarren gekauft. Das war total unvernünftig, es ging nicht anders. Ich musst einfach beide haben. Mein Budget sah eigentlich nur eine Gitarre vor. Diese Investition hat mich das ganze laufende Jahr verfolgt. Wie gesagt, ich hatte keine Arbeitserlaubnis und lebte von meinem gesparten Geld. Eine harte und entbehrungsreiche Zeit.
Deine erste Bleibe?
Witzige Geschichte. Der Zufall wollte es, dass ich die ersten Wochen beim Sohn der Friseurin meiner Mutter in Los Angeles wohnen konnte. Er war Schauspieler und hatte noch etwas frei. Ich habe nie alleine gewohnt. Das war einfach nicht drin und macht auch keiner in Los Angeles. Es war völlig normal mit einem „Room Mate“ zusammen zu wohnen. Bereits auf dem Hinflug, machte ich die Bekanntschaft eines sehr netten Ehepaares aus Kalifornien. Die Beiden haben mir bei meinem Start in den USA und darüber hinaus noch lange geholfen. Wie gesagt, Glück ist ein guter Begleiter.
Foto: metaphysics
Was ist aus deinen Room Mates und Mitstreitern geworden?
Du meinst in Sachen Erfolg? Ich habe viele getroffen, die es nicht geschafft haben und abgestürzt sind. Natürlich auch das Gegenteil. Jene, die sehr erfolgreich wurden. Genau genommen war damals der Großteil „Waiter“, mit dem Ziel Künstler zu werden, aber sich mit diversen Nebenjobs über Wasser hielten. Top Stars sind nur ganz wenige geworden. Die wenigen, die ich noch über die Medien verfolgt habe und erfolgreich wurden, haben der Musik eigentlich abgeschworen.
Wie muss ich mir Deine Gitarrenausbildung vorstellen?
Es ist tatsächlich wie eine Berufsausbildung zu verstehen, mit Abschlussprüfung und Diplom. Die einjährige Ausbildung bestand aus unterschiedlichen Elementen. Da waren die Master Classes, in denen Größen wie Scott Henderson, Larry Carlton, Joe Pass und andere ihr Wissen weitergaben. Unterschiedliche Workshops, „Live Playing“ und „Private Instruction“ Kurse, die besucht werden mussten. Schon damals standen einem als Student Medienbibliotheken und eine umfassende Ausbildung abseits der musikalischen Ausbildung zur Verfügung. Ich hatte es eingangs schon gesagt. Amerika war viel breiter aufgestellt in Sachen musikalischer Ausbildung. Das ist heute mit den Ausbildungen, wie beispielsweise an der Pop-Akademie in Mannheim, vergleichbar.
Warum bist du nach Deinem Abschluss nicht in den USA geblieben?
Das war nie meine Absicht. Ich wollte nur dieses eine Jahr absolvieren. Es war nicht mein Ziel professioneller Musiker zu werden. (lacht) Der Plan war, nach meiner Rückkehr, ein Studium zu beginnen. Mein Vater, der Rederei Kaufmann war, hatte mir einige Kubikmeter Stauraum gesponsert. So bin ich mit meinem ganzen Hab und Gut und meiner zukünftigen Frau im Gepäck wieder in Deutschland gelandet und nach Heidelberg gezogen.
Warum ausgerechnet Heidelberg?
Zu dieser Zeit gab es in Heidelberg eine große amerikanische Community, unterstützt durch die US Streitkräfte, was es für meine Frau einfacher machte, und natürlich wegen der großen Musikszene. Ich wollte ja nicht aufhören Musik zu machen, es sollte ein Hobby bleiben. Allerdings hat der Plan mit dem Studium nicht hingehauen. Das habe ich dann meiner Frau überlassen. Also musste ein Job her. Das U.S. Department of Defence war über viele Jahre ein guter Arbeitgeber.
Was war so besonders, für die Streitkräfte zu arbeiten?
Naja, ich hatte bis dato keine Berufsausbildung im klassischen Sinne und schon damals waren die hohen Standards für Aus- und Weiterbildung, Bewertungen und Gleichbehandlung von Frauen, Männer, Schwulen und Lesben außergewöhnlich. In Deutschland steht das bis heute auf dem Papier. Die Umsetzung lässt doch sehr zu wünschen übrig. Aber das ist ein anderes Thema. (lacht)
Ich habe tatsächlich richtig Karriere gemacht und war mit verantwortlich für die Einführung der „Fallpauschalen“ zur Krankenabrechnung der Soldaten. Das Projekt hat mir das Tor zur Welt geöffnet. Ich war viel unterwegs. Wir haben das so gut gemacht, dass es später direkt aus den USA erledigt werden konnte. Ich beschloss die Abfindung zu nehmen und als Garten- und Landschaftsbauer bei einem Freund zu arbeiten.